Ein kurzer Blick auf unsere Zunftgeschichte

Der erste Zunftrat feiert Fasnacht beim Gönner Hans Nussbaumer im Restaurant Zur Säge in Flüh (1960); von links: Xaver Kury, Robi Wittlin, Paul Grellinger, Mathis Feigenwinter, Hans (Johnny) Meyer, Leo Kunz, Paul Wenger
Der erste Zunftrat feiert Fasnacht beim Gönner Hans Nussbaumer im Restaurant Zur Säge in Flüh (1960); von links: Xaver Kury, Robi Wittlin, Paul Grellinger, Mathis Feigenwinter, Hans (Johnny) Meyer, Leo Kunz, Paul Wenger

Es war Ende der 50er-Jahre. Reinach befand sich in einer stürmischen Entwicklung vom Bauerndorf zur Vorstadtgemeinde. Die Wohnbevölkerung verdoppelte sich zweimal innerhalb eines Jahrzehnts. Und wie sich im Dorfkern der bauliche Charakter mit dem Abbruch vertrauter Liegenschaften veränderte, geriet auch das weltliche und religiöse Brauchtum massiv unter Druck.

 

Die entscheidenden Positionen in Politik und Gewerbe wurden zunehmend von «Zugewanderten»  eingenommen und die Reinacher Bürger empfanden sich als Minderheit an den Rand gedrängt.

 

In diesem Umfeld reifte unter einigen angestammten Reinacher Bürgern der Gedanke, sich zur Pflege der örtlichen Traditionen, zur Erhaltung des noch vorhandenen Kulturgutes und zur Stärkung des Zusammenhalts in irgendeiner Form zu organisieren.

 

So kam es am 9. November 1958 im damaligen Restaurant Burestube zur Gründung der Zunft zu Rebmessern. Die Namensgebung lag auf der Hand, trugen doch die Reinacher schon seit langem den Übernamen «D’Hoggemässer». Zum festen Termin für Aufnahmefeier und Zunftessen wurde der 6. Dezember bestimmt, Festtag des auch im Gemeindewappen verewigten Patrons der Dorfkirche, des hl. Nikolaus von Myra.

 

Die anfänglich rund 20 Zunftbrüder zählende und vom damaligen neuen gesellschaftlichen

Establishment eher belächelte Institution nahm schnell an Mitgliedern und gesellschaftlichem Gewicht zu und gab sich die Organisationsform etablierter Zünfte.

 

Durch eine gezielte karitative Tätigkeit, das aktive Mitwirken an vom Aussterben bedrohten Bräuchen (Fasnacht, Allerheiligen, usw.) und die stilvolle Gestaltung ihrer eigenen Anlässe gewann sie schnell ein hohes Ansehen. Der Reinacher Banntag profitiert bis heute in hohem Masse vom Engagement der Zunftbrüder in der Führung der Festwirtschaft. Einen besonderen Stellenwert nehmen vor allem die Trägerschaft und der Betrieb des Reinacher Heimatmuseums ein. Eine zu diesem Zweck von der Zunft ins Leben gerufene Heimatmuseumskommission sammelte gezielt das noch vorhandene Kulturgut und konnte im Jahre 1963 in von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Lokalitäten das erste Heimatmuseum eröffnen. Im Jahre 1988 konnte schliesslich das neue Heimatmuseum an der Kirchgasse bezogen werden, nachdem die Einwohnergemeinde das ehemalige «Schampedischtehuus» gekauft, saniert, umgebaut und der Zunft zum Betrieb anvertraut hatte. Die umfangreiche Sammlung

findet weit über Reinach hinaus Beachtung. Zudem ist das Museum mit seinen Lokalitäten, unter anderem auch dem Zunftsaal, zu einem Mittelpunkt des Reinacher kulturellen Lebens geworden.

 

Die Zunft zu Rebmessern zählt seit einigen Jahren knapp hundert Zunftbrüder, eine Zahl, die gemäss Satzungen nicht überschritten werden darf. Vielmehr wird bei der Aufnahme neuer Zunftbrüder darauf geachtet, dass sich diese auch aktiv und ideell für das Zunftleben engagieren.

 

So braucht sich die Zunft zu Rebmessern über ihre Zukunft keine Sorgen zu machen. Sie ist aus dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben Reinachs nicht mehr wegzudenken. Ihre Anlässe haben Form und Stil, sie durfte bei anderen Zunftgründungen in der Region beliebter Pate sein und ist für die Einwohner- und die Bürgergemeinde Reinach ein verlässlicher Partner.